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Verfasst am 08.06.2021 um 09:05 Uhr

Der lange Weg zum Schaugarten    

von Peter Kirsch    

Die Kleingartenanlage "Am E-Werk " in Berlin-Karlshorst hat vor fünf Jahren einen Lehr- und Schaugarten eingerichtet. Welche Erfahrungen die Lichtenberger Gartenfreunde dabei gemacht haben und was bei einem solchen Projekt zu beachten ist, zeigt dieser Bericht. Planungstipps ergänzen die Making-of-Dokumentation.


Wie eine Gemeinschaftsfläche zum Aushängeschild der Kleingartenanlage wird    

Der Schaugarten ist im Jahr 2016 eröffnet worden.

Die ursprüngliche Idee der Kleingartenbewegung war im 19. Jahrhundert, dem Hunger der armen Stadtbevölkerung entgegenzuwirken. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren sicherten die Kleingärten so mancher Familie das Überleben, und die Lauben boten auch ein Dach über dem Kopf. Heute sind in unserem Lande die Bekämpfung von Hunger und Elend nicht mehr vorrangig. Kleingärten dienen vielmehr dazu, gesundes Obst und Gemüse selbst anzubauen, ein Stück Natur zu erleben und zu gestalten sowie der Erholung zu frönen.


All das soll nicht nur den Pächtern offenstehen. Kleingartenanlagen haben auch eine Verpflichtung der Allgemeinheit gegenüber. Mit einem Schaugarten können sie den interessierten Stadtbewohnern Ratschläge geben, wie sie im Einklang mit der Natur gesundes Obst und Gemüse anbauen können.

Geeignete Flächen

Zuerst braucht man dazu eine Fläche, auf der dieser Schaugarten angelegt werden kann. Nun ist es bei der derzeitigen Nachfrage nach Parzellen in Berlin sicher schwer zu vermitteln, warum eine Parzelle nicht verpachtet, sondern anderweitig genutzt wird.


Welche Flächen kommen als Schaugarten infrage? Da sind einmal Gemeinschaftsflächen, die in Absprache mit dem Eigentümer umgewidmet werden. Die Umwidmung von Parzellen, die verpachtet werden können, dürfte aber in Berlin eine Ausnahme sein.


Tipp 1:    Die Fläche

Verschaffen Sie sich einen Überblick über den Zustand der Fläche!

  • Welche Einschränkungen ergeben sich aus der Größe, dem Zustand und der Lage?
  • Was kann man auf der angebotenen Fläche präsentieren?
  • Wie ist die Parzelle erschlossen (z.B. Strom, Wasser, Abwasser)?
  • Ist eine Laube vorhanden bzw. darf eine errichtet werden? Sind Sanitäranlagen vorhanden?


Es gibt jedoch auch Parzellen, die aufgrund von Hemmnissen nicht verpachtet werden können, etwa wegen Bodenbelastungen oder ungünstiger Lage. In der Kleingartenanlage Am E-Werk gab es auch so eine Parzelle, die durch den Schadstoff Benzo(a)pyren belastet war. Hinzu kamen ein großes, verfülltes Kellerfundament und erhebliche Mengen vergrabenen Bauschutts. Über Teilen des Fundaments lag eine nur knapp 10 cm hohe Bodenschicht.

Ein Bodenaustausch und eine komplette Entfernung der Fundamente wären nicht bezahlbar gewesen. So wurde diese Parzelle dem Verein als Gemeinschaftsfläche angeboten, mit dem ersten Gedanken, dort einen zentralen Kompostplatz zu errichten. Doch dagegen wehrten sich die benachbarten Pächter. Eine Unterschriftensammlung im Kleingartenverein führte dazu, dass eine Alternative gesucht wurde. Deshalb sollte es ein Projekt sein, ein Schaugarten.


Was ist der Plan?

Ein Schaugarten kann nicht alle Aspekte des Kleingartenwesens darstellen. Von vornherein sollte man sich auf Schwerpunkte beschränken und Ziele festlegen. So war das Anlegen von Beeten zu ebener Erde in der Parzelle nicht möglich, da das Angebaute durch die Schadstoffbelastung weder essbar noch in anderer Weise verwendbar wäre. Trotz der Einschränkungen fand sich eine Reihe von Zielen, die mit der gemeinschaftlich genutzten Parzelle möglich waren. 


Nachdem die Ziele festgelegt waren, bekam das Projekt einen Namen: „Lehr- und Bildungsgarten für naturnahes Gärtnern“.


Tipp 2:   Das Ziel

Überlegen Sie, was auf dem zukünftigen Schaugarten präsentiert werden soll!

  • Soll der Schwerpunkt auf der kleingärtnerischen Nutzung einer Parzelle ganz allgemein liegen (beispielhafte Aufteilung der Flächennutzung für Obst, Beetflächen und Erholung)?
  • Soll der Naturschutz im Kleingarten thematisiert werden?
    Sollen bestimmte Kulturen wie Obstsorten, ungewöhnliche oder alltägliche Gemüsearten, Stauden, Ziersträucher, Steingartenpflanzen gezeigt werden?
  • Sollen bestimmte Kulturweisen demonstriert werden (Permakultur, naturnahes Gärtnern, Spalier- und Spindelobst, Weinanbau im Garten, Hochbeete, Streuobstwiese)?

Rahmen gesteckt
Für das Projekt mussten Rahmenbedingungen festgelegt werden, unter denen der Schaugarten zu gestalten und zu pflegen ist. Kein Gartenfreund hat unbegrenzt Zeit, neben seinem eigenen Garten einen weiteren Garten mit aufzubauen und zu pflegen. Daher sollte der Schaugarten unter den folgenden Bedingungen gestaltet werden:

  • minimaler dauerhafter Aufwand,
  • Möglichkeiten des naturnahen Gärtnerns – trotz Handicap,
  • Möglichkeiten der Information und Bildung über Schautafeln und Anschauungsobjekte,
  • möglichst keine Verteilung von Samenunkräutern an benachbarte Grundstücke,
  • möglichst geringer Wasserbedarf. 


Tipp 3:    Die Zielgruppen

Überlegen Sie, wer angesprochen werden soll! Vorwiegend die eigenen Vereinsmitglieder?


  • Soll der Schaugarten als Schulungsort gestaltet werden (Lehrgänge des Landes- und Bezirksverbandes, andere Schulungsanbieter)?
  • Soll er vorwiegend zur Umwelt- und Naturschutzschulung von Kindern genutzt werden?
  • Soll er der repräsentative Eingangsbereich zur Kleingartenanlage sein und nur optisch wirken?
  • Soll er der Einbindung in den öffentlichen Raum dienen?


Der Zustand der Parzelle war mehr als desolat; ein brüchiger Zaun, Schuttberge, kranke und abgestorbene Obstbäume, kein Arbeitsstrom, Wasser nur bis zur Zählergrube. Um die Parzelle in einen ordentlichen Zustand zu versetzen, waren Arbeitskraft und Geld notwendig. Eigenmittel standen den Mitgliedern des Kleingartenvereins kaum zur Verfügung, also mussten Fremdmittel und Unterstützer organisiert werden.


Die Unterstützer

Materielle Unterstützung bekamen wir vom Eigentümer, dem Bezirksamt Lichtenberg, finanzielle Mittel über Antragsverfahren aus verschiedenen Fonds des Bezirksamtes Berlin-Lichtenberg und des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde. Der Zaun und der Füllboden wurden vom Bezirksamt gestiftet. Die Kosten für den Abtransport des Bauschutts teilten sich Bezirksamt und Verein.


Mit der finanziellen und materiellen Unterstützung wurde die Basis für das Projekt „Lehr- und Bildungsgarten für naturnahes Gärtnern“ geschaffen. Für die Ausführung des Projekts bedurfte es des Engagements von Gartenfreunden, die sich mit ihrer Arbeitskraft in dem Projekt aktiv einbringen sollten und wollten.


Zu diesem Zeitpunkt war auf der Parzelle nichts weiter als ein heruntergekommener Garten zu sehen. Trotz der schlechten Voraussetzungen konnte 2015 eine kleine Projektgruppe gebildet werden, die sich der Herausforderung stellen wollte. Unter einem Naturgarten konnten sich die wenigsten etwas vorstellen. So gab es sehr unterschiedliche Vorstellungen unter den Gartenfreunden, und manch ein Mitstreiter ist bedauerlicherweise wieder aus dem Projekt ausgestiegen. Letztendlich besann sich die Projektgruppe auf die wichtigste Rahmenbedingung: Auf den einzelnen Vereinsmitgliedern darf nur eine geringe Belastung liegen.


Hingucker: Wildrosenhecke mit Informationstafeln

Realisierung des Projekts

Der Bauschutt wurde entfernt und Bodenunebenheiten ausgeglichen. Das Kellerfundament musste wegen des erheblichen Aufwandes verbleiben und wurde abgedeckt. Es gab auf der Parzelle eine große Blaufichte, mehrere todkranke bzw. schon abgestorbene Obstbäume und ein nicht mehr zu bändigendes Gebüsch aus Brombeeren, Hopfen und Schlingknöterich (Fallopia baldschuanica). Diese wurden in einem ersten Schritt beseitigt. Eine Süßkirsche und zwei weitere kränkelnde Obstbäume wurden stehen gelassen.


Nachdem nun alles soweit beräumt und die Parzelle durch einen Zaun gesichert war, um illegaler Müllentsorgung vorzubeugen, konnte mit der Gestaltung der Fläche begonnen werden. Zuerst wurde die Wasserversorgung wiederhergestellt, ein Komposthaufen und eine Benjeshecke wurden angelegt.


Vom Bezirksamt gestiftete Obstbäume, Wildobstgehölze, Obststräucher und Blütensträucher wurden gepflanzt. Bei der Auswahl wurde auf robuste, pflegeleichte Arten geachtet. Gepflanzt wurden Feuerdorn, Rote Heckenkirsche, Alpen-Johannisbeere, Goldjohannisbeere, Gemeines Pfaffenhütchen, Fingerstrauch, Apfelbeere, Schwarzer Holunder, Felsenbirnenarten, Kornelkirsche, Goji-Beere, Berberitzen-Arten, Sanddorn, Japanische Zierquitte, Sommerflieder, Winterjasmin, Lavendel und Sommerspieren. Die verschiedenen Gehölze sollen Interessierten zeigen, welche Gestaltungsmöglichkeiten sich mit Blüten- und Wildgehölzen im Garten ergeben.


Da der Schaugarten zentral am Rosenweg liegt, wurde natürlich auf Wildrosen großer Wert gelegt. Gepflanzt wurden Hunds-, Bibernell-, Alpen-Hecken-, Dünen-, Dornenlose, Kartoffel-, Apfel-, Blaue Hecht- und Büschelrose. Eine Beschilderung informiert über die Eigenschaften dieser Wildrosen.


Interessierte Besucher*innen an der Wildblumenwiese.

Aus Fehlern lernt man

Das Anlegen einer Wildblumenwiese mit eingebetteter Vogelschutzhecke erwies sich als ausgenommen schwierig. Zur Auffüllung der Unebenheiten im Schaugarten wurde anfangs angelieferter Füllboden verwendet. Leider war dies reine Komposterde, die sich später als zu nahrhaft für das Vorhaben erwies, sodass die Wildblumenwiese als solche noch nicht zu erkennen ist.


Schwierigkeiten bereitete auch die Bewässerung der gesamten Gartenfläche zu vertretbaren Kosten, sodass sich in den Randbereichen nur robuste, Trockenheit vertragende Stauden halten können. Es gab durch die Trockenheit einige Abgänge, die zum Teil durch einheimische Wildstauden ersetzt wurden. Jeder Gärtner sollte ohnehin beobachten, was an welcher Stelle im Garten wächst und was nicht. Manchmal reicht ein Umsetzen oder auch der Ersatz durch andere Arten.


Um auch das Gärtnern unter schwierigen Bedingungen zu ermöglichen, wurden vier Hochbeete errichtet, zwei davon mit einer geringeren Höhe für Kinder. In den Hochbeeten werden Gemüse und Kräuter präsentiert. Die neueste Errungenschaft ist ein Blockbohlenhaus. Dieses soll einen Elektroanschluss ermöglichen und Abstellraum für Gartengeräte, Informationsmaterial und Sitzgelegenheiten bieten.


Beete zum Probegärtnern für kleine und (mittel-)große Neugärtner*innen.

Mitstreiter und Kritiker

Bei der Realisierung unseres Lehr- und Schaugartens gab und gibt es Gartenfreunde, die sich außerhalb der zu leistenden Arbeitsstunden engagieren. Beim Aufbau des Blockbohlenhauses auf einem geeigneten Fundament z.B. haben sich zwölf Gartenfreunde und auch deren Angehörige beteiligt.

Innerhalb der Pflichtarbeitsstunden kann der Aufwand für den Schaugarten nicht beliebig ausgedehnt werden, da auch die anderen Arbeiten im Verein zu erledigen sind. Es hat sich aber eine stabile Projektgruppe herausgebildet, die sich für die Pflege des Schaugartens einsetzt.


Wo etwas Neues entsteht, gibt es natürlich auch Gegenstimmen, die mit der Nutzung oder Umsetzung des Schaugartens nicht einverstanden sind. Die einen meckern darüber, dass zu viele Informationstafeln bei den Rosen stehen und der Schaugarten nicht mehr wie ein Kleingarten aussieht. Das kann er aber auch nicht, sonst wäre er verpachtet worden. Dies ist aber aufgrund der bereits genannten Einschränkungen nicht möglich. Es ist eben ein Schaugarten, der nur bestimmte Aspekte des Gärtnerns abbilden kann. Anderen sind es dagegen zu wenig Informationen, das wird aber noch geändert.


Großes Entsetzen haben bei einigen Kritikern die nicht bewirtschafteten Flächen und die Wildblumenwiese hervorgerufen. Viele Kleingärtner lieben „aufgeräumte“ Gärten, dulden keinen Wildwuchs und erfreuen sich an der dunklen Krume offenen Bodens, auf dem nichts wächst. Eine stärkere Sensibilisierung für das Thema z.B. durch weitere interessante Beiträge über naturnahes Gärtnern im „Gartenfreund“ sind deshalb wünschenswert. Dies ist kein Plädoyer für verwilderte Gärten, denn selbst in einem naturnahen Garten ist die Hand des Gärtners erkennbar.


Was wurde erreicht?

Die vorhandenen vier Hochbeete werden bewirtschaftet, eines zum Probegärtnern, zwei zur Präsentation interessanter Gemüsesorten und eines als Kräuterbeet mit Informationstafeln.


Kita-Gruppe

Eine Verbindung zu einem Kindergarten aufzubauen, um den Kleinen Freude am Gärtnern und am Kosten von Obst und Gemüse aus dem Garten zu vermitteln, ist im ersten Anlauf nicht geglückt. Eine eingeladene Kindergartengruppe hatte uns besucht, und die Kinder waren sehr an dem, was dort wuchs, interessiert. Sie kosteten Kirsch- und Cocktailtomaten frisch vom Strauch, Johannisbeeren, Blüten der Kapuzinerkresse und verschiedene Gemüse, die sie nicht kannten. 


Leider waren die Voraussetzungen für eine Kindergartengruppe nicht ausreichend. Der Weg vom Kindergarten zu der Parzelle war für die Gruppe zu weit. Auch sind sanitäre Anlagen nicht direkt vor Ort vorhanden. 


Tipp 4:    Mittel und Mitstreiter

Erst wenn man die Fragen aus den Tipps 1 bis 3 geklärt hat, kann man sich um Mittel und Mitstreiter bemühen.

  •  Woher kommen finanzielle und materielle Mittel für die Realisierung (Eigenmittel des Vereins, Fremdmittel von Eigentümer, Zwischenpächter, dem Bezirks- bzw. Landesverband oder aus Initiativen)?
  •  Sprechen Sie Vereinsmitglieder an, um sie für eine Mitarbeit zu gewinnen.
  • Stellen Sie das Projekt in der Mitgliederversammlung vor, damit der Verein über das Projekt informiert ist und dieses unterstützt.
  • Suchen Sie sich fachliche Unterstützung bei den Gartenfachberatern, bei Gartenfreunden mit entsprechender Fachkenntnis oder Vorbildung oder bei Verbänden, wie BUND, NABU und anderen.

Probegärtner*innen

Die Patenschaft mit der der Kita-Gruppe kam nicht zustande, aber der Besuch war dennoch ein Erfolg. Im Kindergarten gibt es jetzt ein Hochbeet mit Gemüse, und die begleitende Kindergärtnerin hatte für sich drei Jahre lang zwei Hochbeete zum Probegärtnern auf unserer Parzelle übernommen.

Das Probegärtnern ist besonders für Interessenten geeignet, die sich erst über Zeit, Mühe und auch Verpflichtungen bewusst werden müssen, die ein eigener Garten mit sich bringt. Pflanzen haben nun einmal Durst, wenn es trocken ist, und nicht nur dann, wenn man Zeit hat. Auch das Gemüse sollte geerntet werden, bevor es verdorben ist. Es ist besser, die Interessenten erkennen das rechtzeitig, bevor sie eine Parzelle haben, die sie dann überfordert. Nach drei Jahren haben unsere Probegärtner gemerkt, dass sie ein Garten überlasten würde.


Jetzt gibt es eine neue Familie, die hier das Gärtnern testet. Bedingung für alle Probegärtner ist, dass die angepflanzten Kulturen beschildert werden, um den Schaugartencharakter zu erhalten, und dass als Gegenleistung der Rasen rund um die Hochbeete regelmäßig gemäht wird.


Kräuterbeet - ebenfalls mit Informationen.

Hecken, Wildblumen, Obst und Beeren

Die gepflanzten Hecken sind angewachsen und entwickeln sich abhängig vom Boden unterschiedlich gut. Die angepflanzte Vogelschutzhecke braucht wahrscheinlich noch ihre Zeit, um als solche wirksam zu werden.


Die trockenen Jahre und der teilweise sehr schlechte Boden beeinträchtigen die meisten gepflanzten Obstbäume und -sträucher in ihrem Wuchs. Johannisbeeren z.B. mögen den Standort gar nicht. Gut entwickelt hat sich das Wildobst: Kornelkirsche, Apfelbeere, Felsenbirnen, Sanddorn, Zierquitten und Berberitzen.


Wildblumen wachsen hauptsächlich dort, wo sie nicht ausgesät wurden, wogegen sich die Wildblumenwiese spärlich entwickelt. Der Verein hat 2020 an der Aktion der Stiftung Naturschutz Berlin „Bestäuber im Fokus – Berlins Wildbienen & Co.“ teilgenommen. Dabei wird von Fachleuten ermittelt, welche Wildbienen in der Kleingartenanlage so summen. Allein an einem Tag konnten über 20 Wildbienenarten festgestellt werden, die überwiegend auch im Schaugarten gefunden wurden. Die endgültigen Ergebnisse der Studie stehen noch aus, da die genaue Bestimmung der einzelnen Arten relativ aufwendig ist. Zumindest hat der Schaugarten bereits an dieser Stelle schon seine Funktion erfüllt.


Durch die Ansiedelung von Wildkräutern wie Natternkopf, Efeu und Zaunrübe, auf die sich einige Wildbienenarten spezialisiert haben, soll das Habitat für weitere Insekten interessant werden. Diese Aktion der Wildbienenforscher hat bei vielen Kleingärtnern großen Anklang gefunden und die Begeisterung für naturnahe Gärten geweckt.


Vorzeigen und darüber reden

Man sagt ja immer: „Tue Gutes und sprich darüber!“. Das hat mit Sicherheit auch hier seine Berechtigung. 


Um wahrgenommen zu werden, wurden im Verein Schautafeln zum Thema „Was summt denn da? – Bienen, Hummeln, Wespen und Co.“ entwickelt. Diese sind für das Format A3 optimiert, sodass es möglich ist, sie selbst auszudrucken und zu laminieren. Diese Schautafeln werden auf der Webseite des Vereins zum kostenlosen Download angeboten (https://am-e-werk.de/lehrgarten-bildungsgarten-fuer-naturnahes-gaertnern/). 

Daneben wurden Flyer zum Schaugarten, Informationstafeln zu Tomaten, Kräutern und Wildrosen angefertigt. Die Inhalte der verschiedenen Informationstafeln werden demnächst auch in zusammengefasster Form als PDF-Dateien interessierten Nutzern zur Verfügung gestellt.



Tipp 5:   Tue Gutes und sprich darüber!

Ein Schaugarten ist nur ein solcher, wenn ihn jemand anschaut. Deshalb sollte man darüber sprechen.
• Kennzeichnen Sie das Objekt sichtbar mit einer Informationstafel.
• Erstellen Sie Informationsmaterial zum Schaugarten.
• Bieten Sie für spontane Besucher informative Schautafeln im Schaugarten an.
• Nutzen Sie den Schaugarten für Veranstaltungen und Schulungen.
• Machen Sie den Schaugarten in Schulen, Kindergärten und im Wohnquartier bekannt.
• Veröffentlichen Sie das Projekt auf Ihrer Webseite.
• Sorgen Sie dafür, dass auch Ihr Bezirksverband und Ihr Landesverband sowie der Stadtbezirk informiert sind.

Schaugarten in Funktion, jedoch "fertig" sei ein Garten nie. 

Zukünftige Nutzung

Was fangen wir mit einem Schaugarten an? Der Schaugarten der Kleingartenanlage soll für Schulungen der Verbände zu Themen wie Gehölzschnitt, Pflanzenschutz und weitere Lehrveranstaltungen, die ein Freigelände benötigen, bereitgestellt werden. Er soll auch als Rahmen für Veranstaltungen des Vereins, beispielsweise Pflanzentauschbörse, „Tag des offenen Gartens“, Erntedankfest und ähnliches dienen.

Umweltschulungen für Organisationen und Schulklassen, Führungen für Interessierte, Testgärtnern und Basteln von Nisthilfen mit Kindern sind ebenfalls geplant. Für interessierte Kleingärtner und Besucher, die sich selbst informieren möchten, ist vorgesehen, die Beschilderung von Pflanzen und Gehölzen noch auszuweiten.


Man muss sich immer vergegenwärtigen, dass für derartige Veranstaltungen Durchführende und Organisatoren zur Verfügung stehen müssen. Es gibt im Verein einige Mitglieder, die eine entsprechende Ausbildung haben bzw. diese jetzt erwerben. Für die Arbeit mit Kindern braucht es pädagogisch ausgebildete Gartenfreunde, die wir zum Glück in unserer Anlage haben.


Was ist noch zu tun?
Es ist unbedingt notwendig, die Projektgruppe zu vergrößern. Nur breite Schultern können eine solche Aufgabe bewältigen. Man muss immer bedenken, dass alle Beteiligten darüber hinaus noch einen eigenen Garten haben, den sie nicht vernachlässigen wollen.

Geplant ist, Unterkünfte für Nützlinge wie Nistkästen, Insektennisthilfen, Steinhaufen, Sandflächen etc. zu gestalten und mit den entsprechenden Erklärungen auf Schautafeln zu versehen.
Der Klimawandel macht sich auch bei uns bemerkbar. Mehrere trockene und heiße Sommer in Folge haben gezeigt, dass es nicht nur den Menschen zu viel ist, auch viele Pflanzen und Obstgehölze leiden. Deshalb werden wir weitestgehend versuchen, eine Umstellung der Obstgehölze auf Trockenheit vertragende Sorten und Arten durchzuführen, wie z.B. Weinreben statt Johannisbeeren.

Gebraucht werden vor allem Geduld und Optimismus, denn Pflanzen haben nun einmal ihren eigenen Rhythmus und brauchen ihre Zeit zum Wachsen.

Hereinspaziert! Die Kleingartenanlage "Am E-Werk" und den Lehr- und Schaugarten findet man in Berlin-Karlshorst. 


Fertig ist ein Garten nie

Häufig taucht die Frage auf, ob der Schaugarten nicht bald fertig ist. Genau genommen wird ein Schaugarten niemals richtig fertig, er ist ständig im Wandel begriffen.

Bäume und Sträucher stehen am falschen Platz oder mögen den Standort überhaupt nicht. Dann hilft nur Umsetzen oder austauschen. Das benötigte Geld ist auch nicht immer zur rechten Zeit vorhanden, Genehmigungen werden gebraucht, z.B. zum Errichten einer Laube. Nicht zu vergessen ist die kontinuierliche Pflege.


Erfahrungen können zum Ergebnis führen, dass eine geänderte Ausrichtung der Nutzung notwendig ist. Dann muss das Konzept angepasst werden. Manch ein Schaugarten bekommt keine ausreichende Pflege und verwandelt sich bestenfalls in eine Grünanlage. Auch Informationstafeln müssen erneuert werden, da sie durch Alterung nicht mehr lesbar sind. Auch der Inhalt kann veralten: Gelegentlich stehen Schautafeln z.B. zum Wildbienenschutz in den Gärten, die in Fachbüchern neuerdings als Negativbeispiele gezeigt werden.


Die Eröffnung des Schaugartens in der KGA Am E-Werk erfolgte 2016. Es kann aber niemand behaupten, der Schaugarten sei schon fertig.


Peter Kirsch

Schriftführer der KGA "Am E-Werk e. V.", Berlin-Karlshorst

https://am-e-werk.de/



Fotos: Peter Kirsch

Der Beitrag ist in zwei Teilen in der Verbandszeitschrift 'Berliner Gartenfreund' erschienen (Mai und Juni-Ausgabe 2021) und mit freundlicher Genehmigung des Autors auch hier.